Mark Balaguer, Philosoph an der California State University in Los Angeles , bezeichnet diejenigen, die verneinen, dass der Mensch über einen freien Willen verfügt, als „Feinde des freien Willens“:
Tatsächlich scheinen die Experimente von Haynes den Feinden des freien Willens wie auf den Leib geschnitten (… ). Diese Ergebnisse von Haynes scheinen ein vernichtendes Argument gegen den freien Willen zu liefern.
M. Balaguer: Der freie Wille, University Press, 2015
Ein Philosoph gebraucht Kriegsmetaphorik? Nicht mehr um Falsifikation und Verifizierung soll es gehen, sondern um Feinderkennung? Feinde muss man schlagen, vernichten – wird die Diskussion um den freien Willen jetzt bereits als Kriegsschauplatz verstanden und mit Metaphern vom Krieg geführt?
Balaguer muss sich also in einer Art Krieg wähnen, in dem es gilt, unliebsamen Wahrheiten irgendwie beizukommen, auch dann, wenn, wie er selbst feststellt, die Ergebnisse der Neurowissenschaftler darauf hinweisen, dass der Mensch keinen freien Willen hat:
Selbst wenn wir eine immaterielle Seele besitzen: Wenn die Neurowissenschaftler wirklich recht damit haben, dass sie durch Beobachtung unseres Gehirns unsere Handlungen vorhersagen können, bevor wir bewusste Entscheidungen treffen, dann ist schwer zu sehen, wie die Aussage, wir besäßen Willensfreiheit, noch stimmen könnte.
Wenn uns die spirituelle, religiöse Sicht des Menschen kein Mittel an die Hand geben kann, um den Argumenten gegen die Willensfreiheit zu begegnen, dann müssen wir herausfinden, welche anderen Möglichkeiten es gibt, ihnen etwas entgegenzusetzen. Und das ist es wovon der Rest dieses Buches handelt.
Mark Balaguer: Der freie Wille, S. 59
„Und das ist es wovon der Rest dieses Buches handelt.“
Darum geht es Balaguer: Wissenschaftliche Resultate müssen bekämpft werden. „Andere Möglichkeiten“ „müssen gefunden werden, um den Argumenten , welche die Unfreiheit des menschlichen Willens stützen, den Wind aus den Segeln zu nehmen.
„Diese anderen Möglichkeiten“ scheinen für Balaguer nicht innerhalb der neurowissenschaftlichen Forschung zu liegen. Gibt es jetzt eine Art Theologie des Freien Willens? Braucht es eine Art Glauben an den Freien Willen, wenn die Wissenschaft mehr und mehr Zweifel an seiner Existenz sät? Nach der Devise: Wenn uns der freie Wille nicht verloren gehen soll, dann müssen wir an ihn glauben?