Illusion Willensfreiheit

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Wenn aber alle Teile nicht frei sind, kann das Gesamtsystem nicht frei sein

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Christian Hoppe

„Nun ist da aber mein Gehirn, eingebettet in den Organismus und über das Nervensystem rundum mit ihm verknüpft. Und der Organismus ist seinerseits eingebettet in die Umwelt, mit der er physisch und chemisch fortlaufend interagiert. Alle diese Prozesse laufen determiniert ab. Kein Mensch kann sie vorausberechnen. Aber von Augenblick zu Augenblick kann sich der Gesamtzustand – Umwelt, Organismus, Gehirn – nur genau so verändern, wie er sich verändert. Kein einzelnes Element meines physischen Organismus verfügt über Freiheit, der gesamte Organismus ist in allen seinen Einzelteilen und Einzelfunktionen determiniert. Wie kann aber ein Gesamtsystem frei sein, wenn seine sämtlichen Bestandteile es nicht sind?

Intentionalität gibt es schon auf Zellebene

Manche mögen nun einwenden, hier läge ein mer(e)ologischer Fehlschluss vor: zu Unrecht werde dem Gesamtsystem eine Eigenschaft abgesprochen, nur weil die Teile (meros, das Teil) diese Eigenschaft nicht haben. Mit gleichem Recht könne man dann ja auch das Denken und das Fühlen als Illusionen bezeichnen, da keine Nervenzelle denken oder fühlen kann. Betrachtet man die Sache aber genauer, so kann man durchaus schon bei Molekülen und erst Recht bei Zellen rudimentäre Fähigkeiten der Reaktionsfähigkeit auf die Umwelt, ja sogar der Intentionalität (leben wollen) erkennen.  (mehr …)